Ende August 2021 ist der Doppelfaszikel 195/196 erschienen, mit der Wortserie MIRAR I ‘schauen, blicken’ bis MISTER I ‘Herr, vornehmer Mann, Gewinner eines Schönheitswettbewerbs’.
Der Faszikel führt den bereits begonnenen Artikel MIRAR I ‘schauen, blicken’ weiter, um sich dann Begriffen aus Flora und Fauna zu widmen: MIRTA ‘Brautmyrte’ (v.a. für Kranzschmuck verwendet) oder MISAROCLA, die in erster Linie ‘Quaste, Troddel’ bedeutet, aber auch ‘Wollgräser’ oder ‘Blütenkätzchen’ bezeichnet. Weiter folgen MISAROGN I ‘Spitzmaus’, MISAROGN II ‘Majoran’ und MISCALCA ‘Zapfen der Nadelhölzer’, der aber auch als Spielzeugtier verwendet wird.
Anschliessend trifft man auf eine beachtliche religiös(-katholische) Wortreihe: vom MISERERE ‘Busspsalm (aber auch Gejammer!)’ zu MISERICORDIA ‘Barmherzigkeit’ und MISSALE ‘Messbuch’ bis zum MISSIUNARI I ‘Missionar’. Hier erfährt man u.a., dass das Lugnezer Dorf Camuns im Jahr 1698 eine eigene Missionspfarrei mit neuer Parrkriche erhält, weil die seelsorgerische Betreuung von Cumbel aus im Winter sehr mühsam war. Oder man liest – Porca MISERIA! – dass ein Riesenaffe den dicksten Kohlkopf aus dem Garten einer Missionsstation gestohlen hatte.
Dazwischen tauchen auch «modernere» Artikel wie die MISS auf, wobei die rätoromanischen Schönheitsköniginnen v.a. Kühe und Ziegen sind. Die ‘beste Milchkuh einer Alp’ heisst aber nicht etwa ‘Miss Milch’, sondern MISERIERA. Und bevor all diese Missen auf die Alp ziehen, finden sie sich meist im Mai auf dem MISES, dem ‘Maiensäss’ ein, hoffentlich ohne MISLADAs ‘Schläge’ mit der MISLA ‘Rute’ zu kriegen. Denn Obacht! Möglicherweise ist unter den Kühen eine MISSUIA? Insbesondere in Tinizong im Surses gab es diese Art von missuia-Hexen, die sich in Tiere verwandelten … Und vielleicht gibt es sie immer noch, wer weiss?
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