Im November 2023 ist der DRG-Doppelfaszikel Nummer 199/200 erschienen, mit der Wortserie MOC I ‘Nasenschleim’ bis MOGUL ‘Mogul’.
Dieser Faszikel führt die Wortbedeutung des MOC in seinen verschiedenen Ausformungen des Nasenschleims und anderer Schleimabsonderungen weiter. Darauf folgt der Artikel MÖD mit einem der prominentesten «möd» in der rätoromanischen Literatur. Es ist jener von Jachiam Bifrun in der Einleitung seiner oberengadinischen Übersetzung des Neuen Testaments: «Vair’ es che alchiüns oters s’intramettan da scriuer nos plêd, cun ün schert moed, quęl chi num plęstha (es stimmt, dass einige andere unsere [romanische] Sprache zu schreiben versuchen, in einer gewissen Art, die mir nicht gefällt).
Nicht nur Schreibweisen, sondern auch die ästhetische Art und Weise wird im Artikel MODA thematisiert. Hier kommt z.B. die Gasetta Romontscha zu Wort, die 1916 die Stoffverschwendung der weiblichen Mode in Kriegszeiten anprangert: «In’ordra … appellescha tier las femnas tudestgas, de en interess dils basegns per l’armada vuler renunziar sin la moda nova, che prevedi ussa schubas largias plein fauldas e calzers malnizeivlamein aults. Cheutras vegni sfarlatau bia memi bia materia e curom, che survessi per pli impurtonts intents» (eine Weisung ruft die deutschen Frauen dazu auf, im Interesse der Bedürfnisse der Armee auf die neue Mode verzichten zu wollen, da diese nun weite, faltenreiche Röcke und unnötig hohe Schuhe vorsehe. Dadurch würde viel zu viel Stoff und Leder verschwendet, welche wichtigeren Zwecken dienten).
Die Mode wird von Fotomodels und anderen Mannequins vorgeführt. Der Artikel MODEL führt aber ein weitaus breiteres Spektrum an Modeln und Modellen auf: vom Buttermödeli bis zum modernen Fotomodel. Mit modernen Kunstformen hatten rätoromanische Dichter und Zeitungen scheinbar eher Mühe, wie aus der Artikelgruppe um das Wort MODERN hervorgeht. Weniger modern hingegen ist die Tradition um den heiligen Modestus. Im Artikel MODEST (PN.) werden verschiedene Bräuche, Rituale und auch Redewendungen im Zusammenhang mit dem Modestus-Hochfest vorgestellt.
So wie die Traditionen, sind auch Gesetzestexte ab und zu Änderungen ausgesetzt. Auch wenn ein Wort wie MODIFICHAR ‘modifizieren, ändern’ wenig spannend tönt, trifft man auch in diesem Artikel auf interessante Dokumente wie jene der Zivilstatuten von Sur Tasna von 1806. Eine Gesetzesänderung erlaubt womöglich ein ganz neues Lebensgefühl für ältere Eheleute: «Mari et mugleir dessan chiasar et habitar insembel … 1804 fuo modifichia chia passa anns 60 s’possa eir chiasar seperadamaing» (Mann und Frau sollen zusammen wohnen. 1804 wurde [dieser Artikel] so abgeändert, dass man bei einem Alter von über 60 Jahren auch getrennt wohnen kann).
Nach einer Wortgruppe, die alles Nasse und Weiche behandelt (MÖGL ‘nass, Regenwetter’, MÖGLIA ‘Brei’ und MÖGLIAS ‘Regen’, MÖGLIAR ‘einweichen’, MÖGLIERVI ‘feucht, Schleim absondernd’) wird es noch einmal handfest. Hinter dem Wort MOGN trifft man eine Unmenge an Werkzeugen und Bedeutungen: vom Vorschlaghammer bis zur Mühlspindel und hinzu noch ein Dickschädel. Vielleicht muss man auch etwas dickköpfig sein, um ein MOGUL zu werden? Aber für mehr Details dazu, muss man bis zum nächsten Faszikel warten, der das Wort und das Alphabet weiterführt.
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